Wie bei der IQB-Studie für den Grundschulbereich im vergangenen Jahr fallen die
Ergebnisse für ganz Deutschland auch diesmal im Fach Deutsch besorgniserregend aus. In Baden-Württemberg hingegen entfalten die
geleisteten Anstregungen erste Wirkung.
Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards verfehlen, ist deutschlandweit nochmals deutlich
angestiegen. Zudem hat sich der Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungserfolg seit der letzten Studie 2015 weiter verschärft. Dies
bestätigt die neueste repräsentative Studie zur Leistungsentwicklung in Deutsch und Fremdsprachen an deutschen Schulen, die das
Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) am Freitag, 13.10.,vorgestellt hat. Mehr als 1.600 Schulen in Deutschland und
knapp 33.000 Neuntklässler wurden im vergangenen Jahr dazu getestet.
Die Auswertungen des IQB legen nahe, dass sich insbesondere im Fach Deutsch aufgrund der zeitweisen Schulschließungen,
beziehungsweise des Fern- und Wechselunterrichts, die Auswirkungen der Pandemie zeigen.
In Baden-Württemberg setzt sich die negative Entwicklung im Fach Deutsch zwar ebenfalls fort, im Vergleich zu den meisten Ländern jedoch deutlich abgeschwächt.
Starke Verbesserungen im Fach Englisch
Im Fach Englisch ergibt sich ein anderes Bild. Hier haben sich die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler in Deutschland
überall deutlich verbessert. Hierbei sticht Baden-Württemberg ebenfalls besonders hervor.
Im diesjährigen Ländervergleich findet sich Baden-Württemberg nun wieder in der Spitzengruppe. Das IQB stellt fest:
„Durchgängig signifikant positive Abweichungen vom jeweiligen Bundesdurchschnitt sind in Bayern zu verzeichnen sowie in Sachsen
im Fach Deutsch. Auch in den Ländern Baden-Württemberg und Hamburg sind in mehreren Kompetenzbereichen signifikant höhere
Mittelwerte zu verzeichnen als im Bundesdurchschnitt.“
Kultusministerin Theresa Schopper mahnt gleichwohl zur Zurückhaltung: „Es ist uns in Baden-Württemberg dank konsequenter
Arbeit und unserer Konzentration auf die Erlangung der Basiskompetenzen gelungen, uns weitgehend vom negativen Trend in Deutschland
abzukoppeln. Dass Baden-Württemberg sich in der Bildung wieder unter den Besten findet, sollte aber vor allem ein Ansporn sein,
unseren eingeschlagenen Weg mit Entschiedenheit weiterzuverfolgen.“
Zur Entspannung gebe es keinerlei Anlass, so die Ministerin. Es müsse, so Schopper, jedem bewusst sein, dass die Heterogenität
durch die in den kommenden Jahren weiter deutlich aufwachsenden Zahlen von jungen Menschen mit Zuwanderungshintergrund (BW aktuell: 45,7
Prozent; Zuwachs von 17 Prozent seit 2009) noch zunehmen werde. „Dieser Entwicklung müssen wir uns stellen – fachlich,
pädagogisch und sozial-emotional“, sagt Schopper. Vor allem die Schnittstelle Kita – Grundschule sei dabei in den Blick zu
nehmen.
Wenn fast einem Drittel der Schülerinnen und Schüler die basalen Voraussetzungen im Lesen für ihren weiteren Bildungsweg
fehlten, dann sei klar, wo die Herausforderungen lägen, so die Ministerin: „Mit Blick auf den Fachkräftemangel ist es von
existenzieller Bedeutung, dass es uns gelingt, alle Heranwachsenden auf ihrem Bildungsweg bestmöglich zu unterstützen,
unabhängig vom Elternhaus oder dem sozialem Hintergrund. Wir brauchen jede und jeden, wenn wir eine gute Zukunft für unser Land
sicherstellen wollen.“
Über diese IQB-Studie
- Der aktuelle Bildungstrend ist der dritte im Bereich Sprachen (2009-2015-2022). Veränderungen sind somit feststellbar.
- Testbereiche: Deutsch (Lesen, Zuhören und Orthografie), Englisch (Leseverstehen, Hörverstehen) und in sechs Ländern (BW, BE, NRW, HE, RP, SL) Französisch (Leseverstehen, Hörverstehen)
- Stichprobe BW: In BW haben 101 Schulen mit rund 2.100 SuS der neunten Jahrgangsstufe teilgenommen (35 GY, 58 Sek I-Schulen, 8
SBBZ). Zusätzlich wurden für Französisch weitere 29 Schulen (nur GY) einbezogen.
- SBBZ: nur mit Förderschwerpunkten „Lernen“, „Sprache“ und emotionale und soziale Entwicklung“
- nur SuS, die mindestens 1 Jahr in deutscher Sprache unterrichtet wurden.
- Zeitraum: Die Testungen haben stattgefunden vom 2. Mai bis 13. Juli 2022 und wurden von Testleitern durchgeführt.
- MSA und ESA: Für die Sekundarstufe I gibt es Bildungsstandards für den Ersten Bildungsabschluss (ESA) und für den
Mittleren Bildungsabschluss (MSA). In der neunten Jahrgangsstufe müssen alle Schüler die Standards des ESA (früher HSA)
erreichen; ein (großer) Teil der Gesamtpopulation strebt aber mindestens den MSA in der 10. Jahrgangsstufe an. Daher werden im Bericht
Werte für beide Abschlüsse differenziert dargestellt.