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3 Fragen 3 Antworten

3 Fragen 3 Antworten: Diesmal mit Theresa Schopper und Joachim Löw

Kultus-, Sport- und Jugendministerin Theresa Schopper hat gestern (20. Mai) den Jubiläumspreis des Trainerpreises Baden-Württemberg 2021 an den ehemaligen Fußballnationaltrainer Joachim Löw überreicht. Wir haben mit beiden über das Traineramt und die Bedeutung des Sports für die Gesellschaft gesprochen

Frau Schopper, Joachim Löw erhält den Jubiläumspreis im Rahmen der Trainierpreis-Verleihung Baden-Württemberg 2021. Ein würdiger Preisträger?

Schopper: Auf jeden Fall. Er ist unbestritten ein exzellenter Fachmann sowie ein herausragender Trainer, und nicht nur das. Auch als herausragende Persönlichkeit vertritt er Baden-Württemberg national wie international mit seiner Ruhe, Besonnenheit und Ausstrahlung sowie seinen Aussagen hervorragend. Und das nicht nur aus sportlicher Perspektive. Sympathisch, verwurzelt im Südwesten und weltweit bekannt – Joachim Löw verdient den Jubiläumspreis nicht nur aufgrund seiner großartigen Erfolge, sondern auch, weil er beispielhaft für den Sport und seine so wichtige Funktion für unsere Gesellschaft steht.

Herr Löw, Sie haben es gehört. Sie gelten als Fachmann, als Persönlichkeit, als Vorbild. Verraten Sie doch bitte unseren Jungtrainerinnen und -trainern: Was sind die entscheidenden Zutaten für das Trainer-Erfolgsrezept?

Löw: Ganz wichtig ist Interesse an Menschen, an ihren Persönlichkeiten, ihren Stärken und Schwächen. Denn gute Trainerinnen und Trainer schaffen es, die ihnen anvertrauten Spielerinnen und Spieler besser zu machen, ihr vorhandenes Potenzial zu erkennen und es maximal zu fördern. Dazu kommen natürlich die fachliche Expertise und die Fähigkeit, Wissen verständlich zu vermitteln. Und nicht zuletzt kommt als wichtige Zutat auch noch die eigene Persönlichkeit dazu. Trainerinnen und Trainer sind Führungskräfte, müssen als Vorbilder taugen, sollten Leuchttürme sein, an denen sich die zumeist jüngeren Spielerinnen und Spieler orientieren können. Dabei hilft auch ein gesundes Selbstbewusstsein weiter und zudem sehr gute kommunikative Fähigkeiten. Denn am Ende hat Training immer sehr viel damit zu tun, Feedback zu geben und dem Gegenüber zu vermitteln, was er oder sie besser machen kann.

Was waren die wichtigsten Lehren in Ihrer Entwicklung, und welche Empfehlungen würden Sie Trainerinnen und Trainern weitergeben? 

Löw: Ich lerne immer noch und werde das mein ganzes Leben lang tun. Das ist zum Beispiel eine ganz wesentliche Erkenntnis, dass man nie genug lernen kann und immer weiter dazulernt. Die Welt verändert sich überall und oft sehr schnell, das gilt auch für den Sport. Wer da Schritt halten will, muss sich mit allen neuen Entwicklungen beschäftigen, neugierig sein und bleiben. Aus meiner Sicht ist es aber auch wichtig, sich nicht nur in seinem originären Feld neue Impulse zu holen, sondern sich ganz bewusst auch mit anderen Themenfeldern zu befassen. Es geht um Inspiration - und die kommt oft von Menschen, die nicht so tief in der Materie stecken wie man selbst. Mir hat es zum Beispiel immer sehr viel geholfen, dass ich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis viele Menschen habe, die in ganz anderen Bereichen als dem Sport zu Hause sind. Sich mit ihnen auszutauschen, bringt einen weiter und sorgt oft für überraschende Erkenntnisse, die einem helfen, auf neue Ideen für Motivation, Training und das Vermitteln von Informationen zu kommen. Daher mein Rat: Interessiert Euch nicht nur für das Aufgabenfeld, in dem Ihr tätig seid, sondern schaut immer auch über den Tellerrand hinaus und lasst Euch inspirieren. Es lohnt sich – sowohl für Eure persönliche Weiterentwicklung als auch für Eure Arbeit.

Frau Schopper, Herr Löw war vor allem als hauptamtlicher Trainer aktiv. In der Gesellschaft tragen auch zahlreiche ehrenamtliche Trainerinnen und Trainer Verantwortung…

Schopper: …und dafür bin ich sehr dankbar, denn dieses Engagement kann gar nicht hoch genug angerechnet werden. Der Sport ist in unserer Gesellschaft ein Eckpfeiler. Seine integrative Kraft, sein Spaß- und Gesundheitsfaktor, seine Werte machen unser Leben reicher, vergrößern den Zusammenhalt, sind unersetzlich. All das wäre ohne das Ehrenamt nicht möglich. Auch wenn die Herausforderungen im Breitensport andere sind, so sind sie nicht weniger komplex. Es sind etwa unterschiedliche sportliche Vorerfahrung, ein großes Leistungsgefälle innerhalb einer Gruppe sowie verschiedene kulturelle und soziale Voraussetzungen zu berücksichtigen und zu vereinen. Hierfür benötigen ehrenamtliche Trainerinnen und Trainer die gleichen Eigenschaften wie ihre hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen, um gut zu sein. Etwa fachliche Kompetenz und persönliches Feingefühl, Engagement und Empathie. Beim Trainerpreis können nur einzelne Personen ausgezeichnet werden, aber Dank, Anerkennung und Respekt für das Engagement hat jede Trainerin und jeder Trainer verdient – vor allem im Ehrenamt. 

Als Fußball-Bundestrainer ist man zwar zuallererst Trainer, aber irgendwie auch Staatsmann, quasi Politiker. Welchen Stellenwert würden Sie dem Sport in der Gesellschaft im Allgemeinen und in der Schule im Speziellen einräumen?

Löw: Der Sport ist ein ganz elementarer Bestandteil für unsere Gesellschaft. Aus meiner Sicht baut er Brücken, integriert, gibt Orientierung und lehrt Sozialverhalten – damit ist Sport ein absoluter Förderer von Werten, ohne die eine Gesellschaft nicht funktionieren würde. Der Sport bildet aber auch die Vielfalt in unserer Gesellschaft ab und fördert die Integration von Menschen, die zu uns kommen. Auch der DFB unterstützt viele Integrationsprojekte, und ich habe oft mit Begeisterung erlebt, wie zum Beispiel der Fußball unterschiedliche Kulturen zusammenführt. Egal woher jemand kommt, woran er glaubt oder wen er liebt – auf dem Platz gibt es Spielregeln, die für alle gleich sind. Und das Spiel ist so einfach zu verstehen, dass auch fremde Sprachen keine Barrieren für ein funktionierendes Zusammenspiel darstellen. Aktuell ist es zum Beispiel wunderbar zu sehen, dass viele der Kinder, die aus der Ukraine nach Deutschland geflohen sind, in Sportvereinen herzlich aufgenommen wurden und so ein positives Gemeinschaftsgefühl erfahren. Teil eines Teams zu sein, ist etwas sehr Wertvolles für jeden. Das gilt auch in der Schule, denn dort geht es um viel mehr als um die Vermittlung von Lehrstoff. Im Sport lernen die Schülerinnen und Schüler, was Teamgeist bedeutet, dass man als Mannschaft zusammen gewinnt und verliert. Dass es darauf ankommt, sich zu unterstützen und füreinander da zu sein. Ich war selbst einmal im Rahmen eines Sponsoring-Engagements im Sport-Unterricht in der Schule im Einsatz. Es war herrlich zu erleben, wie begeistert die Kinder sich im Wettkampf gemessen haben und dabei trotzdem jede Menge Spaß hatten. Sportlehrerinnen und Sportlehrer leisten daher aus meiner Sicht an den Schulen und in den Vereinen einen extrem wichtigen Beitrag, um unserer Jugend das notwendige Rüstzeug für ein gesundes Miteinander im aktuellen und weiteren Leben mit auf den Weg zu geben.

Und welche Bedeutung haben Trainerinnen und Trainer für den Sport, Frau Schopper?

Schopper: Ohne Trainerinnen und Trainer wäre der Sport nichts – und ohne Sport würde in unserem Leben eine wichtige Säule fehlen. Trainerinnen und Trainer sind für alle Altersklassen und alle Niveaustufen, im Haupt- sowie im Ehrenamt, eminent wichtige Wegbegleiter. Sie sind Führungskräfte und Vorbilder, Gesprächspartner sowie Rat-, Takt- und Impulsgeber. Ich möchte allen Trainerinnen und Trainern für ihren Einsatz danken. Sie alle tragen dazu bei, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihre sportlichen Fähigkeiten weiterentwickeln, Spaß und Freude an der Bewegung haben und überdies auch etwas Gutes für Wohlbefinden und Gesundheit tun. Wie wichtig ihre Funktion ist, zeigt sich auch in der aktuellen Situation, wo viele geflüchtete Kinder und Jugendliche zu uns kommen, die nach Orientierung und Halt suchen, den der Sport und insbesondere die Trainerinnen und Trainer vermitteln können. Genauso sind diese für die Aufarbeitung der Folgen der Corona-Pandemie von großer Bedeutung. Sie helfen vor allem Kindern und Jugendlichen, die entstandenen Lücken im sozial-emotionalen Bereich zu schließen, denn auch hier spielt der Sport eine entscheidende Rolle. 

Zur Pressemitteilung des Landessportverbandes Baden-Württemberg anlässlich der Trainerpreis-Verleihung geht es hier.

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