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3 Fragen 3 Antworten

3 Fragen, 3 Antworten: Diesmal mit Kerstin Wilmans über den OECD Lernkompass 2030

Eine Frau mit rosa Bluse und schwarzem Haar.
Lernen zu lernen – hierbei hilft der OEDC Lernkompass Schülerinnen und Schülern, sagt die zivilgesellschaftliche Partnerin des OECD-Projekts Future of Education and Skills 2030, Kerstin Wilmans. Das gelte auch für die Schulleitung, die Lehrkräfte und die gesamte Schule als lernende Organisation. Wilmans kennt sich aus bei Fragen rund um Lebens-, Lern- und Arbeitskompetenzen. Wir haben mit ihr über den Lernkompass und dessen konkrete Umsetzung vor Ort gesprochen.

Frau Wilmans, Sie haben den OECD Lernkompass 2030 mit entwickelt. Was zeichnet ihn aus?

Wilmans: Der OECD Lernkompass 2030 ist ein Rahmenkonzept für das Lernen. Er beschreibt, welches Wissen, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten, welche Haltungen und Werte Schülerinnen und Schüler brauchen, um ihr eigenes Leben und die Gesellschaft verantwortlich und zukunftsfähig zu gestalten. Das Ziel ist die Entwicklung einer umfassenden Gestaltungs- und Handlungskompetenz.

Diese Zukunftskompetenz heißt im Englischen Student Agency. Während wir 2020 an der deutschen Übersetzung des Begriffs gearbeitet haben, hat das ein Bildungspolitiker kurz und treffend auf den Punkt gebracht: ich kann das, ich will das, ich mach das.

Seit dem Beginn meiner Arbeit mit dem Lernkompass gefällt mir die Metapher des Kompasses sehr. Indem sie ihre Zukunftskompetenz entwickeln, erleben sich die Lernenden als selbstwirksame Akteurinnen und Akteure. Sie halten einen Kompass in der Hand, mit dem sie sich selbständig und resilient in komplexen Umfeldern orientieren und navigieren. Sie haben die Kompetenzen und die Überzeugung, sich richtungsweisende Ziele setzen und diese auch eigenverantwortlich erreichen zu können.

Wie hilft er neben den Schülerinnen und Schülern auch den Schulen, Schulleitungen, Lehrkräften?

Wilmans: Vor allem liefert der OECD Lernkompass den Schulgemeinschaften ein positives Zielbild für das Lernen und die Entwicklungsarbeit in der Schule. Solch ein gemeinsames Entwicklungsleitbild brauchen wir alle, damit wir Veränderung als sinnvoll erleben. So fällt es uns leichter, aus unserer Komfortzone herauszutreten, aktiv zu werden und miteinander zu kooperieren. Denn diese Co-Agency, also die Zusammenarbeit von Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, Schulleitung, Eltern und den kommunalen Bildungspartnern ist die Grundlage für eine funktionierende Lernumgebung. 

Hierbei ist die aktive Partizipation der Kinder und Jugendlichen ein zentrales Anliegen des Lernkompasses. Wenn sich Schülerinnen und Schüler als verantwortliche Mitgestaltende erleben, übernehmen sie auch Verantwortung für ihr eigenes Lernen. Wenn sie lernen zu lernen, dann ist das die Voraussetzung für lebenslange Potenzialentfaltung und Resilienz. Das gilt auch für die Schulleitung, die Lehrkräfte und die gesamte Schule als lernende Organisation…

…die ja auch davon lebt, dass Unterstützungselemente im Schulalltag genutzt werden. Wie kann der Kompass in der Praxis konkret vor Ort angewandt werden?

Wilmans: Aus meiner Sicht ganz klar zur zielorientierten Planung und Umsetzung von allen Unterrichts-, Fortbildungs- und Schulentwicklungsaktivitäten. Das können ganz individuelle Unterrichtsanpassungen einzelner Lehrkräfte sein oder auch größere Entwicklungsvorhaben wie das Projekt BNE Modellschulen Heidenheim. In der Handreichung zum Projekt skizziere ich in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie ein Schulentwicklungsvorhaben in Co-Agency geplant und durchgeführt werden kann. In den Anwendungsbeispielen beschreiben die Heidenheimer Modellschulen, wie Student Agency im Kleinen und im Großem umgesetzt werden kann: in Lernformaten, Organisations- und Leitbildentwicklung sowie der Gestaltung von Lernräumen sowie in der Zusammenarbeit mit externen Partnern. 

Ein aus meiner Sicht wichtiger Punkt am Ende: Gerade für die Kommunikation und Kooperation im kommunalen Umfeld kann die Ausrichtung am Thema Zukunftskompetenz sinnvoll und nützlich sein. Immer mehr Eltern, Unternehmen, kommunalen Verwaltungen und Bildungspartnern ist es ein Anliegen, dass Jugendliche die Schule nicht nur mit einem guten Abschluss, sondern gestaltungs- und handlungskompetent verlassen. Das fördert die Unterstützungsbereitschaft, auch die finanzielle. Denn es ist gut für den Standort. Gut für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele. Gut für ein wirksames Miteinander.

Kerstin Wilmans ist Vorständin des Vereins Global Goals Curriculum in Berlin. Seit 2018 ist sie zivilgesellschaftliche Partnerin des OECD-Projekts Future of Education and Skills 2030 und hat an der Entwicklung des OECD Lernkompass 2030 mitgewirkt. 2020 übernahm sie die Leitung der OECD-Arbeitsgruppe Engagement & Implementation und hat in dieser Rolle auch die Arbeit an der deutschen Übersetzung koordiniert. Von 2019 bis 2020 hat sie in Baden-Württemberg als Projektpartnerin das Modellprojekt „BNE Modellschulen Heidenheim“ geplant und begleitet, in dem auch mit dem OECD Lernkompass 2030 gearbeitet wurde.

Den OECD Lernkompass 2030 erhalten Sie hier (PDF). Zentrale Punkte des Werks finden Sie hier

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