Grundbildungszentren (GBZ) gibt es nicht nur in Baden-Württemberg, sondern in ganz Deutschland. Sie machen Menschen, die Lese- und
Schreibschwierigkeiten haben, niedrigschwellige Angebote, um sie in Kursen weiterzubilden. Darüber hinaus bilden sie Netzwerke mit
Einrichtungen, die direkten Zugang zu Menschen haben, denen Lesen und Schreiben noch schwer fällt Um von den Erfahrungen aus anderen
Bundesländern zu lernen und den Austausch zu vertiefen, hat das Kultusministerium heute (9. Mai) den ersten bundesweiten Fachtag
für Grundbildungszentren veranstaltet. Rund 100 Expertinnen und Experten sowie Praktikerinnen und Praktiker aus dem Gebiet der
Alphabetisierung und Grundbildung haben im Haus der Wirtschaft in Stuttgart darüber beraten, wie man auf gering literalisierte
Erwachsene besser zugehen kann.
„Der erste bundesweite Fachtag für Grundbildungszentren ist deshalb bemerkenswert, weil wir damit die Vernetzung zwischen den
Grundbildungszentren stärken. So finden wir heraus, wie wir voneinander lernen können und welche Verbesserungen notwendig und
sinnvoll sind“, sagt Staatssekretär Volker Schebesta MdL. Er ergänzt: „Wir tragen auch dazu bei, dass erfolgreiche
Ideen, Konzepte oder Projekte weitergegeben werden können. Dadurch wird sich die Grundbildung insgesamt weiterentwickeln, so dass
Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten besser erreicht werden können.“
Botschafterin Christina Obergföll vorgestellt
Der Fachtag hat den Teilnehmerinnen und Teilnehmern neben der Gelegenheit zum Austauschen und Netzwerken auch wichtigen wissenschaftlichen
Input geboten. So haben Prof. Dr. Anke Grotlüschen von der Universität Hamburg gemeinsam mit Jun.-Prof. Dr. Ilka Koppel von der
PH Weingarten Kernaussagen ihrer Evaluationen über die GBZ in Hessen, Niedersachsen und Baden-Württemberg präsentiert und
diskutiert. Zu Beginn der Veranstaltung hat Baden-Württemberg seine neue Botschafterin für Alphabetisierung und Grundbildung,
Christina Obergföll, vorgestellt. „Der Austausch mit den GBZ war sehr wertvoll. Ich finde die Arbeit in den GBZ sehr spannend
und freue mich auf die Besuche vor Ort, um die Arbeit dort hautnah erleben zu können“, sagt die Speerwurf-Weltmeisterin.
Im Anschluss haben Vertreterinnen und Vertreter von GBZ aus fünf unterschiedlichen Bundesländern (Baden-Württemberg, Berlin,
Brandenburg, Hessen, Niedersachsen) die unterschiedlichen Ansätze der GBZ auf der Bühne diskutiert. So führen die
baden-württembergischen GBZ eigene Kurse durch. Beim Berliner GBZ stehen vor allem die Vernetzung von Institutionen, die Information
etwa über Lernangebote und die Beratung im Mittelpunkt. Unter diese Aufgaben fällt die Vergabe des Alpha-Siegels, welches das GBZ
Berlin auch an die Fachstelle für Grundbildung und Alphabetisierung Baden-Württemberg weitergegeben hat.
Danach haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in verschiedenen Workshops zu Teilbereichen der GBZ – Mehrwert von
Expertennetzwerken, arbeitsorientierte Grundbildung, länderübergreifende Kooperation, Lernzentren im Sozialraum, Onlineformate in
der Grundbildung, historisch-politische Grundbildung – ausgetauscht. Zum Abschluss der Veranstaltung haben sich Vertreterinnen und
Vertreter aus Praxis, Wissenschaft und Politik noch in einer Podiumsdiskussion „Grundbildungszentren - Vom Wunsch zur
Wirklichkeit“ über bildungspolitische Hintergründe in der Alphabetisierung und Grundbildung ausgetauscht.
Weitere Informationen
In Baden-Württemberg sind die ersten Grundbildungszentren (GBZ) 2018 entstanden. Das aktuelle Landesprogramm umfasst im Rahmen einer
Förderung durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) 2022 bis 2024 acht GBZ: Mannheim (Trägerin: Abendakademie), Rastatt
(Effektiv-Bildung I.S. GmbH), Offenburg (Volkshochschule – VHS), Freiburg (VHS), Stuttgart (VHS), Ulm (Institut fakt.ori),
Freudenstadt (VHS) und Schwäbisch Gmünd (VHS). Das Land fördert die Grundbildungszentren über ESF-Mittel in einer
ersten Phase von 2022 bis 2024 in Höhe von rund 2 Millionen Euro sowie mit 200.000 Euro an Landesmitteln für 2022. Insgesamt
stehen bis 2027 für die ESF-Förderung der Alphabetisierung und Grundbildung 4,5 Millionen Euro zur Verfügung.
Bestandteil der Landesförderung ist auch die digitale Grundbildung. Sie soll gering literalisierten Erwerbstätigen die
Möglichkeit geben, sich fortzubilden, um ihre Arbeitsplätze zu erhalten. Bis 2024 steht dafür eine Million Euro im Rahmen
der ressortübergreifenden Weiterbildungsinitiative WEITER.mit.BILDUNG@BW des Landes bereit, um die Arbeit der Grundbildungszentren im
digitalen Bereich umfassend zu fördern. Dabei werden hybride Lehr- und Lernprogramme für den Unterricht entwickelt und
umgesetzt.
Erster bundesweiter Fachtag für Grundbildungszentren: „Grundbildungszentren – Vor Ort, für alle“

Staatssekretär Volker Schebesta MdL: „Wir wollen uns zu Erfahrungen in unterschiedlichen Bundesländern austauschen und voneinander lernen.“