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„Dank Jugend trainiert für Olympia deutschlandweit Freundschaften geschlossen“

Jessica Bahr trainiert ein sehr erfolgreiches Goalball-Team. (Foto: Jessica Bahr)
Anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums von Jugend trainiert für Olympia & Paralympics haben wir mit Jessica Bahr gesprochen. Sie leitet die Goalball-Ball AG der Schloss-Schule in Ilvesheim. Die Mannschaft war bei JtfO sehr erfolgreich, aus ihr ist sogar ein Zweitligateam entstanden.  

Frau Bahr, Sie leiten die Goalball-AG in der Schloss-Schule Ilvesheim. Die Mannschaft ist nicht nur bei Jugend trainiert für Olympia und Paralympics erfolgreich, sondern aus ihr ist auch ein Goalball-Zweitligateam entstanden. Wie ist es so weit gekommen?

Jessica Bahr: Ich bin seit fünf Jahren an der Schloss-Schule und habe hier auch schon mein Referendariat gemacht. Die AG wurde bereits vor meiner Zeit ausgeschrieben, denn die Schloss-Schule hatte schon immer ein großes Sportangebot. Man hat dann jemanden gesucht, der die AG in die Hand nimmt und mit dem Team auch zum Bundesfinale nach Berlin fährt. Da ich vom Sport komme und auch als Trainerin gearbeitet habe, habe ich diese Funktion dann übernommen. Seitdem die AG gegründet wurde, hat sich das hier schon professionalisiert. Aus unserer Schule sind auch schon vier Jugendnationalspieler hervorgegangen.

Und wie hat man sich das mit der AG konkret vorzustellen?

Bahr: Wir treffen uns einmal pro Woche, und im Schnitt sind so sechs bis zwölf Kinder dabei. Die AG ist sozusagen der Breitensportbereich, und dann gibt es eben noch das Zweitligateam, das auch einmal pro Woche trainiert. In diesem Jahr haben wir hier in Ilvesheim neben dem Vereinsteam auch erstmals als Schulmannschaft am Ligabetrieb teilgenommen und haben es auch in die Finalrunde geschafft.

Wie viel Engagement braucht es von der Schule und vom Umfeld, um solch eine Erfolgsgeschichte zu schreiben?

Bahr: Die Finanzen stellen bei JtfP generell gar keine so große Hürde dar, weil viel übernommen wird. Das Problem ist eher die Ressource Zeit. Die Schule muss zum Beispiel bereit sein, Lehrer und Schüler für die Bundesfinalwoche von Jugend trainiert in Berlin freizustellen – und das wird nicht überall gemacht. Wir haben hier das Glück, dass unsere Schulleitung total hinter uns steht. Da haben wir auch mit den Prüfungen immer Lösungen gefunden. Der Wille muss da sein, dann kann man das gut stemmen.

Welche Rückmeldungen erhalten Sie als Verantwortliche?

Bahr: In der Regel sehr positive. Alle Schüler, die in Berlin dabei waren, sind dem Sport treu geblieben. Das ist schön, denn wenn sie die Schule verlassen, ist es schwieriger, Goalball spielen zu können als Handball oder Fußball. Einen Blindensportverein findet man nicht an jeder Ecke.

Werden die olympischen und paralympischen Wettbewerbe im Rahmen von Jugend trainiert eigentlich als gemeinsamer Wettbewerb wahrgenommen?

Bahr: Wir Goalballer kriegen beim Bundesfinale wenig von den anderen Sportarten mit, weil unsere Halle und daher auch das Hotel am Stadtrand liegen. Davor war der Goalball-Wettbewerb in einer anderen Halle in Zentrumsnähe, aber dort hat die laute Bahn die Schüler beeinträchtig. Das war vor meiner Zeit, aber aus Erzählungen weiß ich, dass damals viele vorbeigeschaut haben. Ich selbst merke, dass die Kids großes Interesse an einem Austausch haben, zum Beispiel bei der Siegerehrung.

Und werden die Wettbewerbe gleichwertig betrachtet?

Bahr: Ich kann jedenfalls nicht sagen, dass wir benachteiligt werden. Gefühlt wird man manchmal sogar ein bisschen bevorzugt, weil bei uns schon oft ein Wow-Effekt mitschwingt und die sportlichen Leistungen höher bewertet werden, wenn man blind ist. Und auch von der Schulleitung und vom Kultusministerium wird unser Arbeit wertgeschätzt. Das merkt man.

Welche Effekte hat Jugend trainiert für die Schülerinnen und Schüler?

Bahr: Ich finde den Wettbewerb extrem wertvoll, weil hier in jungen Jahren im paralympischen Bereich der Leistungsgedanke reinkommt, der im Umgang mit Behinderten manchmal vernachlässigt wird. Zudem werden dank Jugend trainiert deutschlandweit Freundschaften geschlossen – mit Behinderten und Nicht-Behinderten. Der Wettbewerb ist eine Begegnungsstätte. Und außerdem waren viele der heutigen Nationalspieler bei Jugend trainiert dabei.

Wir sprechen vor allem auch, weil Jugend trainiert großes 50-Jahr-Jubiläum feiert. Was wünschen Sie zum Geburtstag?

Bahr: Weitere 50 Jahre. Ich habe selbst als Schülerin im Fußball teilgenommen, es aber leider immer knapp verpasst, nach Berlin zu dürfen. Da sind uns die Eliteschulen des Sports immer dazwischen gekommen (lacht).

Meldung: Interview mit Bundesliga-Handballer und Nationalspieler Patrick Groetzki

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