In den Bildungsplänen aller Schularten ist das Thema Erste Hilfe verankert. Sei es im Sachunterricht in der Grundschule, in
Biologie oder Sport in der Sekundarstufe I, im Curriculum der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) oder an den
beruflichen Schulen. Um die Bedeutung der Ersten Hilfe in der Schullaufbahn sowie lebenslang zu unterstreichen, hat Kultusministerin Dr.
Susanne Eisenmann die Schirmherrschaft für gleich drei Landesprojekte übernommen. Sie ist nun Schirmherrin des Juniorhelferprogramms,
der Initiative „Löwen retten Leben – In Baden-Württemberg macht
Wiederbelegung Schule“ sowie des Schulsanitätsdiensts, der den beiden anderen Programmen übergeordnet ist.
„Es kann nicht genug Lebensretter geben. Daher möchte ich unsere Schülerinnen und Schüler, aber auch unsere
Lehrkräfte für die Bedeutung von Notfall- und Erste-Hilfe-Maßnahmen sensibilisieren und sie motivieren, sich darin schulen
zu lassen“, sagt die Ministerin und fügt an: „Das fördert das eigene Verantwortungsbewusstsein sowie die Empathie und
Hilfsbereitschaft gegenüber anderen. Und damit kommt die Schule auch ihrem Bildungsauftrag nach, Kinder und Jugendliche zu
mündigen und sozial handelnden Bürgerinnen und Bürgern zu erziehen und ihnen Werte für ein gutes soziales Miteinander
zu vermitteln: Davon profitiert am Ende die ganze Gesellschaft.“
Bei den drei erwähnten Programmen, die den gängigen Standards und Vorgaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe sowie des
Deutschen Rates für Wiederbelebung entsprechen, arbeitet das Kultusministerium mit verschiedenen Partnern aus der Praxis zusammen. Die
Schülerinnen und Schüler sollen frühzeitig ermutigt werden, im Rahmen der Ersten Hilfe Verantwortung zu übernehmen.
Angst soll ab-, Wissen aufgebaut werden. Das entspricht auch den Zielen des Bildungsplans. So zielt die Leitperspektive Prävention und
Gesundheitsförderung beispielsweise darauf ab, Notsituationen richtig einschätzen sowie im Notfall richtig reagieren zu
können. Die Programme sollen den Schülerinnen und Schülern einen noch intensiveren Praxiskontakt ermöglichen –
und obendrein auch noch mehr Lehrkräfte in der Ersten Hilfe weiterzuqualifizieren. So werden zum Beispiel spezielle Ausbildungskurse
an der Landesschule des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in
Pfalzgrafenweiler angeboten. Dort werden jährlich etwa 80 Personen weiterqualifiziert, die dann wiederum als Erste Hilfe-Ausbilder
arbeiten können.
Flächendeckend, nachhaltig und qualitativ hochwertig
Die Programme, die Ministerin Eisenmann nun als Schirmherrin unterstützt, sind auch deshalb möglich, weil in
Baden-Württemberg zwei Lehrkräfte dem DRK zugewiesen sind, wobei das Deutsche Rote Kreuz die Hälfte der Bezüge zahlt.
Entwicklung, Planung und Durchführung von Fortbildungen und Veranstaltungen sind das Kerngeschäft der beiden Lehrer. Dieses
Kooperationsmodell zwischen Kultusministerium und DRK ist bundesweit einzigartig. „Das hilft uns, die verschiedenen Programme
flächendeckend, nachhaltig und qualitativ auf hohem Niveau durchzuführen“, sagt Eisenmann. Insbesondere lasse sich dadurch
die Empfehlung der Kultusministerkonferenz zur Durchführung von Laienreanimation in den Schulen besser umsetzen.
Die dazu gehörige Initiative „Löwen retten Leben – In Baden-Württemberg macht Wiederbelebung
Schule“ ist 2015 gestartet. Die zweistündige Lehrerfortbildung findet in Zusammenarbeit mit dem DRK und der Stiftung
Deutsche Anästhesiologie statt, der Sparkassenverband im Südwesten unterstützt das Programm. Auf regionaler Ebene beteiligen
sich weitere Hilfsorganisationen. Sie alle vermitteln den Lehrerinnen und Lehrern praktische Kenntnisse der vereinfachten Laienreanimation
und nützliche Hinweise, wie man das Thema in den Unterricht integrieren kann. Inzwischen haben alle weiterführenden Schulen im
Land eine „Löwen retten Leben“-Tasche mit 15 Übungsmodellen sowie Zubehör erhalten und können an ortsnahen
Fortbildungen teilnehmen. Die Initiative hat inzwischen über die Hälfte aller weiterführenden Schulen und 2500
Lehrkräfte erreicht. Neben diesen gibt es mittlerweile auch mehr als 200 „Löwen retten Leben“-Instruktoren, die
berechtigt sind, selbst Trainer zu qualifizieren. Dieses Multiplikatorensystem funktioniert über alle Schularten hinweg.
Verankerung in Bildungsplänen und Programmen
Besonders auf die Grundschule zielt das Juniorhelferprogramm ab, das 2013 an den Start ging. Grundschüler werden
hier spielerisch an die Maßnahmen der Ersten Hilfe herangeführt, an nahezu allen DRK-Standorten in Baden-Württemberg erfreut
sich das Programm großer Beliebtheit. Die Kleinen können etwaige Unsicherheiten früh abbauen und ihr Wissen für den
Ernstfall verbessern. Die Lehrerinnen und Lehrer werden in speziellen eintägigen Fortbildungskursen qualifiziert, um das Thema in den
Regelunterricht zu integrieren. Bis heute sind etwa 400 Schulen und 650 Lehrkräfte im Rahmen des Juniorhelferprogramms fit für
die Erste Hilfe gemacht worden. Die qualifizierten Lehrerinnen und Lehrer können Elemente der Ersten Hilfe kindgerecht in der
Grundschule unterrichten, jährlich kommen etwa 100 Lehrkräfte hinzu. 2019 ist die Nachfrage so groß, dass statt der
regulären zehn Kurse 19 Kurse angeboten werden. Knapp 50 Ausbilder, so genannte Instruktoren, sind derzeit qualifiziert, um diese
Kurse in Baden-Württemberg zu leiten. Etwa zehn mehr werden es pro Jahr.
Das älteste Programm in der Reihe der Erste Hilfe-Kooperationen zwischen Kultusministerium und der Hilfsorganisation DRK ist der
Schulsanitätsdienst. 1987 begonnen, ist das Programm an etwa 850 weiterführenden Schulen etabliert und hat fast
11.000 ausgebildete Schulsanitäter hervorgebracht. Die Zusammenarbeit von Lehrkräften und Jugendlichen ist vorbildhaft, sie
übernehmen die Erstversorgung, wenn es auf dem Schulgelände zu Unfällen kommt, bei Schulfesten, im Sportunterricht, bei
Ausflügen und in den Pausen. Und nebenbei bietet der Schulsanitätsdienst eine gute Gelegenheit, sich auch für den Erste
Hilfe-Kurs weiterzubilden, der zum Erwerb des Führerscheins notwendig ist. Der Schulsanitätsdienst ist als
pädagogisches Programm zu verstehen, das nicht nur Wissen vermittelt, sondern sich auch positiv auf das Klima einer Schule auswirkt
und dort einen Beitrag zur Unfallverhütung, Gesundheitserziehung und Sicherheit leistet. Die Schulsanitäter werden fortlaufend
trainiert und entweder von einem außerschulischen Partner oder einer Lehrkraft betreut, die in aller Regel einen einwöchigen Kurs
beim DRK absolviert hat. Die BARMER Baden-Württemberg finanziert die Schulsanitätsrucksäcke, die jede teilnehmende Schule
erhält – unter anderem mit Handschuhen, Verbandszeug und Rettungsdecke. „Es ist gut und wichtig, dass das Thema Erste
Hilfe in Baden-Württemberg neben den Bildungsplänen auch durch Programme und Initiativen qualitativ hochwertig und nahezu
flächendeckend verankert ist“, sagt Susanne Eisenmann. „Hier müssen wir weiter dranbleiben, denn es darf nicht sein,
dass einem Mitbürger aufgrund von Unkenntnis nicht geholfen werden kann.“
Weitere Informationen
Dem Land Baden-Württemberg ist es wichtig, dass alle Lehrkräfte in Erster Hilfe ausgebildet sind, daraus resultieren folgende Regelungen:
- Vor dem Schuldienst: Bewerber für den Vorbereitungsdienst müssen in Baden-Württemberg einen Erste Hilfe-Kurs vorweisen (im Umfang von mindestens neun Unterrichtseinheiten), der maximal zwei Jahre zurückliegt. Bewerber für den Vorbereitungsdienst (Referendariat) mit dem Fach Sport müssen zudem das Deutsche Rettungsschwimmerabzeichen in Silber oder Gold vorweisen.
- Im Schuldienst: Pro Schule müssen mindestens zwei Lehrkräfte (beziehungsweise fünf Prozent des Kollegiums an allgemein bildenden und zehn Prozent an beruflichen Schulen) Ersthelfer sein und den Nachweis durch den Besuch entsprechender Fortbildungen nach Ablauf von spätestens zwei Jahren erneuern.
- Generell: Lehrer haben die Verpflichtung, Erste Hilfe-fähig zu sein. Dies sicherzustellen, obliegt der Eigenverantwortung jeder
Lehrkraft. Sie muss keinen Nachweis erbringen.
Informationen zu den einzelnen Programmen finden Sie auf den Seiten der Bundesarbeitsgemeinschaft Schulsanitätsdienst e.V. (BAGSSD) unter
Informationen zum Thema Sicherheit und Unfallschutz auf dem Landesbildungsserver