Sprache und berufliche Orientierung sind Schlüssel zur Integration – und die sogenannten BEF Alpha Kurse zielen genau darauf
ab. Das baden-württembergische Kultusministerium hat angesichts der großen Nachfrage 2019 die Zahl der Kurse des
„Bildungsjahrs für erwachsene Flüchtlinge mit wenigen oder keinen Lese- und Schreibkenntnissen“ (BEF Alpha) deutlich
erhöht. Die Zahl der Standorte hat sich mit bislang 41 gegenüber den ersten zwölf Kursen im Startjahr 2016 fast
vervierfacht. Zielgruppe von BEF Alpha sind geflüchtete Personen zwischen 20 und 35 Jahren in der Regel aus Syrien, Eritrea, Nigeria
oder Afghanistan. Jeweils etwa die Hälfte der aktuell mehr als 500 Teilnehmenden sind entweder primäre Analphabeten ohne
vorherigen Schulbesuch oder sie sind lediglich in ihrer Heimatsprache alphabetisiert (sogenannte Zweitschriftlerner). Manche von ihnen
müssen gar erst lernen, einen Stift überhaupt zu halten. „BEF Alpha vermittelt gute Grundlagen für die Integration der
Geflüchteten – und die Ergebnisse zeigen, welches Potenzial in ihnen steckt“, sagt Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann
und berichtet: „Die geflüchteten Frauen und Männer sind in den Kursen meist sehr motiviert und kommen gut
voran.“
Die Kosten für das Gesamtprojekt trägt das Bundesbildungsministerium (BMBF) im Rahmen der Bildungsketten-Vereinbarung des Landes mit dem Bund.
Das BMBF war angesichts der großen Nachfrage nach BEF Alpha-Kursen dazu bereit, die Zuwendung für 2019 gegenüber dem Vorjahr
noch einmal von 2,1 auf 2,8 Millionen Euro zu erhöhen. Das BMBF beurteilt BEF Alpha als Modellprojekt, das zeige, wie auch bei einer
Personengruppe mit erheblichem migrationsbedingtem Förderbedarf die Potenziale und Entwicklungsmöglichkeiten für Ausbildung
und Beruf erfolgreich erschlossen und entwickelt werden können. Die Kursträger erhalten eine Förderung von 57.000 Euro
für einen Kurs von 35 Wochen und knapp 1.000 Unterrichtsstunden. Ein fünfwöchiges Praktikum in einem Unternehmen kommt
hinzu. Seit vergangenem Jahr richten sich die Kurse verstärkt an Frauen mit Kindern unter vier Jahren. So konnte der Anteil weiblicher
Teilnehmer auf fast zwei Drittel erhöht werden. Voraussetzung dafür ist dabei, dass vor Ort eine Kinderbetreuung angeboten wird.
Dies ist bei 25 der 41 Kurse der Fall. „Integration kann nur gelingen, wenn auch Frauen und Mütter in die Kurse einbezogen
werden. Deshalb ist es wichtig, dass BEF Alpha dies anbieten kann. Es freut mich, dass dieses Angebot so gut angenommen wird“, sagt
die Ministerin.
Große Motivation der Flüchtlinge
Kennzeichnend für BEF Alpha ist eine ausgesprochen große Heterogenität der Gruppe der Teilnehmenden. Viele schaffen durch
BEF Alpha den Übergang in Kurse mit einem höheren Niveau. Genauso wichtig ist, dass die Teilnehmenden über
Berufsorientierung und Praktika die Arbeitswelt in Deutschland kennenlernen – und dabei auch falsche Vorstellungen korrigieren. Drei
Viertel derjenigen, die Praktika in Unternehmen absolvieren, erhalten positive Zertifikate. „BEF Alpha macht deutlich, dass
Flüchtlinge auch unter schwierigsten Ausgangsbedingungen eine gute Integration schaffen können, wenn sie dazu bereit sind und wir
sie entsprechend fördern“, sagt Eisenmann.
Der dritte wichtige Bildungsaspekt von BEF Alpha ist die Vermittlung von Alltagswissen, von demokratischen Grundlagen sowie der Einsatz
gegen Antisemitismus und für Gleichberechtigung. Ein Instrument dafür sind etwa Exkursionen in Bibliotheken, Unternehmen oder
auch zur KZ-Gedenkstätte Ulm-Kuhberg. Das Kultusministerium unterstützt diese Arbeit mit Fortbildungen unter anderem in
Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung.
BEF Alpha im Fokus der Zeitenspiegel-Reportageschule
Auf Anregung des Kultusministeriums haben Schülerinnen und Schüler der renommierten Zeitenspiegel-Reportageschule Reutlingen dem Projekt BEF
Alpha ein eigenes Magazin gewidmet. Die 40 Seiten des Magazins füllen Reportagen aus den Kursen und Porträts von Teilnehmern
sowie Interviews. „Die jungen Journalistinnen und Journalisten führen den Lesern anhand ihrer beeindruckenden Texte auf
authentische Weise vor Augen, wie Programme wie BEF Alpha helfen können, das Ankommen und das Zusammenleben in Deutschland zu
erleichtern“, sagt Ministerin Eisenmann und fügt an: „Dass hier journalistische Ausbildung auf ein essentielles
gesellschaftspolitisches Thema unserer Zeit trifft, macht dieses Magazin noch wertvoller. Denn neben gelingender Integration ist auch guter
Journalismus eine tragende Säule für eine funktionierende Demokratie.“