Frau Eisenmann, Sie haben 2016 angekündigt, regelmäßig einen Bericht über die sonderpädagogischen Bildungs-, Beratungs- und Unterstützungsangebote vorzulegen. Nach 2017 ist nun in dieser Woche der zweite Bericht an den Landtag gegangen. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung?
Eisenmann: Es ist wichtig, dieses Thema kontinuierlich und offen in der Politik und der Gesellschaft zu verankern. Das war auch der Grund, warum ich dieses Versprechen 2016 geäußert habe. In den vier Jahren, seitdem die Inklusion nun im Schulgesetz verankert ist, haben sich viele Vorhaben erfreulich entwickelt. Wir sind auf einem guten Weg, wissen aber um die dauerhafte Herausforderung. Daher dürfen wir uns nicht ausruhen. Denn wir wollen nicht nur die Inklusion weiter stärken, sondern auch die Bedeutung der SBBZ als wichtige Bildungsinstitutionen.
Was hat sich zum Beispiel verbessert?
Eisenmann: Die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen allgemeinen Schulen und SBBZ hat sich erheblich verbessert, hier haben wir mittlerweile institutionalisierte Strukturen. Die Schulen leben die Kooperation, öffnen sich immer mehr für inklusive Bildungsangebote und tauschen sich zunehmend aus. Das Netzwerk ist dichter geworden. Von diesem offenen und ehrlichen Miteinander profitieren Schüler und Lehrer gleichermaßen. Es ist zudem mittlerweile allen Beteiligten klar: Inklusion ist die Aufgabe aller Schulen. Darüber hinaus haben wir einige Maßnahmen auf den Weg gebracht, um den Fachkräftemangel zu reduzieren: so wurde etwa die Zahl der Studienplätze von 250 auf 520 erhöht; 800 Haupt- und Werkrealschullehrkräfte, die an SBBZ im Einsatz sind, können sich zu Sonderpädagogen weiterqualifizieren; in den nächsten vier Jahren stehen insgesamt 400 Plätze für ein zweijähriges Aufbaustudium für das Lehramt Sonderpädagogik für Haupt- und Werkrealschullehrer zur Verfügung…
…und in der Pressemitteilung kann man weitere Beispiele nachlesen. Sie haben dort und hier von einer dauerhaften Herausforderung gesprochen. Das klingt nach fortwährender Arbeit...
Eisenmann: …was Inklusion ja auch ganz klar ist – für alle Beteiligten. Daher brauchen wir einen
langen Atem. Nachhaltigkeit erreichen wir nur, wenn Engagement für die Inklusion ein Dauerzustand ist. Und dabei muss uns allen klar
sein, dass gerade die Ausstattung mit Fachkräften für die nächsten Jahre noch eine Herausforderung bleiben wird. Und das
bedeutet auch, die Nachfrage in puncto Fort- und Ausbildung zu steigern. Deshalb feilen wir daran, die Weiterqualifizierungsangebote
dezentraler zu organisieren und die Vereinbarkeit von Studium und Unterricht durch Online-Seminare zu verbessern. Wir tun also, was wir
können, um weitere Sonderpädagogen zu gewinnen.