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12.02.2016

Studie: Multiprofessionalität in Kitas bietet Chance für Qualitätsentwicklung – die Integration neuer Fachkräfte erfordert jedoch eine gemeinsame Teamentwicklung

Staatssekretärin Marion v. Wartenberg: Die Zukunft liegt in einem guten Personalmix. Multiprofessionelle Teams werden die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam gut bewältigen.

„Kitas stehen heute vor der Herausforderung, zunehmend unterschiedliche Aufgaben zu bewältigen. Hierfür brauchen sie qualifiziertes Personal auch außerhalb der klassischen Erzieherberufe“, sagt Staatssekretärin Marion v. Wartenberg angesichts der Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie der Evangelischen Hochschule Freiburg zu Arbeitsprozessen und Arbeitszufriedenheit in multiprofessionellen Kindertageseinrichtungen. „Multiprofessionalität ist eine große Chance für die Kitas, sie ist aber kein Selbstläufer, sondern erfordert gute Personalentwicklungskonzepte und große Veränderungsbereitschaft der Kita und des Trägers“, betont die Staatsekretärin. Die Arbeitssituation multiprofessioneller Teams in Kitas und mögliche Auswirkungen auf die pädagogische Arbeit seien bislang kaum wissenschaftlich untersucht worden.

Hintergrund der Studie ist der neue Fachkräftekatalog im Kindertagesbetreuungsgesetz (KiTaG), der durch eine Gesetzesänderung am 8. Mai 2013 einstimmig vom Landtag verabschiedet wurde. Der Fachkräftekatalog wurde dabei um Berufe wie Kindheitspädagogen, Sozialarbeiter, Kinderkrankenpfleger, Physiotherapeuten, Logopäden, Grund-, Haupt- und Sonderschullehrkräfte sowie Hebammen ergänzt. Das Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Dörte Weltzien hat im Auftrag des Kultusministeriums überprüft, wie sich der neue Fachkräftekatalog in der Praxis bewährt. „Diese Studie war aus unserer Sicht ein erster wichtiger Schritt, um die Besonderheiten multiprofessioneller Teams in Kindertageseinrichtungen in den Blick zu nehmen. Unsere umfangreichen Analysen stellen eine gute empirische Basis dar, Potenziale, aber auch besondere Herausforderungen dieser Teams zu erkennen“, so Prof. Dr. Dörte Weltzien, „natürlich hoffen wir, dass diese Studie nicht nur für den wissenschaftlichen Diskurs genutzt wird, sondern dass die abgeleiteten Empfehlungen von Politik und Trägern aufgegriffen werden, um diese Teams nachhaltig zu stärken.“

Die wissenschaftliche Untersuchung bestand aus zwei Teilen. In einer schriftlichen Befragung, an der sich 768 Einrichtungsleitungen und 159 Trägervertreter beteiligt haben, wurde die Bereitschaft zur Einstellung von multiprofessionellen Fachkräften erhoben. In einem zweiten Schritt wurde untersucht, in welcher Weise multiprofessionelle Teams zusammenarbeiten und wie sich die Qualität ihrer tatsächlichen Handlungspraxis darstellt. Dazu haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Zentrums für Kinder- und Jugendforschung der Evangelischen Hochschule über einen Zeitraum von 18 Monaten (Januar 2014 bis Juni 2015) 25 multiprofessionelle Teams in Kindertageseinrichtungen begleitet. Im Folgenden die zentralen Ergebnisse der Studie:

Die neuen Fachkräfte sind in der Praxis angekommen
Insgesamt zeigten sich die Einrichtungen aufgeschlossen für multiprofessionelle Teams. Rund ein Viertel der Neuanstellungen im Untersuchungszeitraum waren Fachkräfte aus den neuen Bereichen im erweiterten Fachkräftekatalog.

Kitas und Träger sind offen für multiprofessionelle Teams
Multiprofessionelle Teams werden von Kitas und Trägern als Bereicherung gesehen. Die subjektive Arbeitszufriedenheit sowie die Wahrnehmung der Teamsituation sind dabei entscheidend. Je wertschätzender und konstruktiver die Situation im Team empfunden wurde, desto größer war die Zustimmung. Dagegen trug eine als hoch empfundene Arbeitsbelastung dazu bei, dass multiprofessionelle Teams eher abgelehnt wurden.

Gemischte Teams erfordern unterschiedliche Entwicklungsperspektiven
Entsprechend den Veränderungen des Fachkräftekatalogs verfügt die Gruppe der neuen Fachkräfte über eine große Breite an Ausgangsqualifikationen. Diese konnten allerdings noch nicht genügend ausgeschöpft werden. Positiv hebt die Studie in diesem Kontext die praxisintegrierte Erzieherausbildung (PIA) hervor. Die meisten der untersuchten Einrichtungen bieten PIA-Stellen an und äußern diesbezüglich eine hohe Zufriedenheit. Diese Gruppe sei aufgrund der engeren Anbindung an Ausbildungsstrukturen und die Perspektive des Abschlusses gut ins Team integrierbar und verfügt über eine hohe Arbeitsmotivation und Zufriedenheit.

Integration neuer Fachkräfte erfordert Teamentwicklung, wenn sie gelingen soll
Die Studie macht deutlich, dass eine gute Arbeitsatmosphäre und ein erfolgreiches Miteinander das Engagement der Leitung und des gesamten Teams erfordern. Wichtig seien spezifische Einarbeitungs- und Personalentwicklungskonzepte in den Einrichtungen, die zu einer schnellen Anschlussfähigkeit ohne Aufgabe der originären Qualifikation führen. Die Träger sind gefordert, den Rahmen hierfür zu schaffen und Unterstützungsstrukturen durch Fachberatungen bereit zu stellen.

„In Zukunft werden immer mehr Teams in Kindertageseinrichtungen multiprofessionell zusammengesetzt sein. Immer mehr Kitas werden sich zu Kinder- und Familienzentren entwickeln, Inklusion wird eine stärkere Rolle spielen, die Integration von Flüchtlingskindern eine größere Aufgabe werden. Die Zukunft sehe ich in einem guten Personalmix in der Kita“, so v. Wartenberg. Jeder in seinem Verantwortungsbereich müsse diese Zukunftsaufgabe in den Blick nehmen. „Auch die Rahmenbedingungen müssen stimmen“, so v. Wartenberg, „deshalb setze ich mich für einen zweiten Pakt für Familien mit Kindern ein, auch um das hohe Qualitätsniveau der frühkindlichen Bildung im Land zu halten.“ Die Ergebnisse der Studie zeigten die Notwendigkeit, das Thema Leitungszeit in der neuen Legislaturperiode aufzunehmen. Mit der Förderung von Kinder- und Familienzentren ist das Land hier bereits eingestiegen. Das Land unterstützt die Weiterentwicklung von bis zu 100 Kindertageseinrichtungen zu Kinder- und Familienzentren mit einer Million Euro im Jahr 2016 – darin enthalten ist eine Pauschale von jeweils 5.000 Euro pro Einrichtung, auch um mehr Leitungszeit zu ermöglichen.

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